Durch die FMS-Reform wird die Stundendotation im Bereich Gestalten des Berufsfelds Pädagogik essentiell gekürzt: während bisher zwei Jahre je eine Doppelstund BiG und eine Doppelstunde gestalterisches Werken unterrichtet wurde, halbiert sich nun dieser Umfang. Die Inhalte vom Bildnerischen und technischen Gestalten werden um die Hälfte gekürzt. Der angekündigte Abbau um einen Drittel im musischen Bereich trifft einseitig die gestalterischen Fächer, Musik bleibt im Umfang einer Doppellektion bestehen.
Der Verlust für die Grundkompetenzen ist besonders für Lehrpersonen der Primar- und Unterstufe tiefgreifend: Diese drei bisherigen musischen Fächer Musik, Bildnerisches Gestalten und gestalterisches Werken verfügen über eigene Profile und stärken ganz verschiedene Kompetenzen, entsprechend werden sie auch von Spezialisten unterrichtet. Der Abbau spezifischer Kompetenzen kann in den anderen musischen Bereichen nicht aufgefangen werden und geht verloren.
Fehlendes Fachwissen, das im musischen Bereich nur durch fachlich-praktische Erfahrungen erlangt werden kann, wird an der PH nicht mehr aufgeholt werden können, da die allgemeinbildende und praktische Ausbildung als abgeschlossen vorausgesetzt wird. Bereits heute beklagen die Dozentinnen und Dozenten an der PH in unserem Fachbereich einen feststellbaren Kompetenzschwund. Der künftige Berufsalltag der neuen Primarlehrpersonen ist sowohl im Kindergarten wie auch in der Primarschule geprägt von bildnerischem, musikalischem und technisch-gestalterischem Tun.
Wir sind überzeugt von der Wichtigkeit, Kindern die Welt als haptisch-sinnlich, bearbeitbare und gestaltbare Realität zu zeigen, gerade in Hinblick zum zunehmend digitalen Erleben. Die dreidimensionale Vorstellungskraft, das räumliche Denken und angewandtes physikalisches Verständnis wird im handelnden Lernen aufgebaut und unterstützt diesbezüglich wesentlich die Hirnentwicklung.
Die FMS-Reform schwächt insbesondere den Stellenwert des Bereiches Werken (TG). Wir stellen uns die Frage, wer in Zukunft an der PH eine Ausbildung für TG absolvieren wird? TG kommt am Gymnasium nicht vor und die künftigen Fachmaturanden / -maturandinnen erhalten nur noch einen marginalen Einblick in einen ganzen Fachbereich. Wir haben die berechtigte Befürchtung, dass sich dadurch kaum mehr Studierende kompetent und motiviert fühlen, in die didaktische Ausbildung einzusteigen. Ein Bildungsangebot von lediglich einer Jahresdoppellektion während der vierjährigen Mittelschulzeit ist zu wenig, um ein sinnvolles fachliches Fundament zu legen.
Der Fachbereich Bildnerisches Gestalten ist nicht bereit, das Berufsfeldfach nur auf dreidimensionale Kompetenzen auszurichten: zu wichtig sind uns Malerei, Drucktechniken, Fotografie und digitales Gestalten für angehende Lehrpersonen. Der fundierte Wechsel zwischen analogen und digitalen Welten, Verfahren und Medien erachten wir in Rahmen der Digitalisierung von Bildung, Leben und Gesellschaft als essentiell. Entsprechende Prozesse und Projekte brauchen in einem Curriculum genügend Zeit und Raum.
Die Schülerinnen und Schüler der Volksschule haben ein Anrecht, von fachlich kompetenten Lehrpersonen unterrichtet zu werden. Nicht alle schlagen einen akademischen Weg ein. Es braucht auch an der Volksschule nach wie vor Infrastruktur und damit auch Lehrpersonen, die diese kompetent unterhalten können.
Das BKS federt nun den Abbau ab durch das Sprechen von zwei zusätzlichen Vertiefungswochen «Gestalten» im Berufsfeld. Diese sollen inhaltlich im Lehrplan verankert werden. Die Ressourcierung der Vertiefungswochen sieht die Arbeit im ganzen Klassenverband vor.